Montag, 27. Januar 2014

Modul Körper, Hülle, Bewegung Tag 9

Heute wird es spannend, die Betonbüsten werden von der Gipshülle befreit!

Gut verpackt gelagert ist nun alles hart getrocknet, aber noch nicht ganz ausgehärtet und auch anfällig für Beschädigungen.

Zuerst wird die Gipsschicht über der Naht entfernt. Dann mit einem Werkzeug die Naht vorsichtig gelockert und allenfalls die Schlicker (Trenn-)schicht unter Wasser entfernt.

Die erste Schale / Hälfe löst sich ohne Mühe...

...die zweite sitzt fest. Also schlage ich sorgfältig mit Schraubenzieher und Hammer die Gipsform weg. - Darum heisst das ja "verlorene Form".

Leider ist nicht ganz alles herausgekommen, ein Teil der Nase und das Ohr sind in der Form geblieben.
Unter dem Wasser und mit Hilfe von Pinsel entferne ich die Tonresten auf der Oberfläche und begutachte die Büste.

Tja, das Ohr fehlt wirklich!
Unter Umständen können Einzelteile mit einem Spezialkleber zusammengefügt werden. Das Ohr konnte ich aber nicht als Ganzes aus der Form retten, deshalb entfällt diese Variante hier.

Glücklicherweise besthet die Möglichkeit, hinter dem Ohr etwas Material zu entfernen und so ein neues Ohr heraus zu arbeiten. Es ist nicht perfekt, aber es sieht nach Ohr aus, vor allem da es auch am Platz vom Ohr ist.

Die Nase ist erst auf den zweiten Blick gut erkennbar eher wie zerbröselt als dass Teile fehlen.
Ich bearbeite also zuerst die Oberfläche, glätte die Nahtstellen und kratze die Rillen, Furchen und Falten etwas nach. Da der Beton noch nicht ganz gehärtet ist, geht das gut mit einem Messer und mit Stahlwatte. Bei ganz trockenem Material wird dazu eine Schleifmaschine oderWinkelschleifer eingesetzt.
Ingesamt bin ich erstaunt, wie gut sich alles abgeformt hat. Die Vorlage war ja sehr klein und er Beton, obwohl gesiebt, immer noch voller Sandkörner.

Mit wenig frisch angemachtem Beton modelliere ich die Nase nun neu auf und fülle gleichzeitig auch ein paar kleine Löcher auf. Das geht eigentlich ganz gut, nur muss jetzt natürlich alles wieder trocknen und ich kann nicht weiterarbeiten.
Die Oberflächenbearbeitung sthet dann also nächste Woche an. Ich möchte mit einem Graphitüberzug einen dunklen und glänzenden Ausdruck erhalten, aber wie das dann wirkt weiss ich noch nicht.  

Sinnliche Dimension - Ästhetik der Oberfläche
Oberflächen galten und gelten gemeinhin als suspekt: Sie scheinen nur der Zier, wenn nicht gar der Irreführung zu dienen, denn der Schein, so heisst es seit jeher, trügt.
Das Wesentliche dagegen - Inhalt, Bedeutung, Wahreit - wird in der Tiefe vermutet.
Was Oberfläche in erster Linie ist: ästhetisches, phänomenologisches Phänomen, das von Inhalten nicht ablenkt oder sie schmückt. sondern die überhaupt erst prägt und ihnen sinnliche Dimensionen verleiht. 
Oberflächen sind zugleich die Grenzen zum Unsichtbaren, dem was darunter im Verborgenen liegt. 

Zitate:
"Die menschliche Gestalt kann nicht bloss durch das Beschauen ihrer Oberfläche begriffen werden, man muss ihr Inneres entblössen, ihre Teile sondern, die Verbindungen derselben bemerken, die Verschiedenheit kennen, dich von Wirkung und Gegenwirkung unterrichten, das Verborgene, Reuhende, das Fundament der Erscheinung sich einprägen, wenn man dasjenige wirklichschauen und nachahmen will, was sich als ein schönes, ungetrenntes Ganzes in lebendigen Wellen vor unserem Auge bewegt."
J.W. von Goethe, Schriften zur Kunst.

"Manchmal denke ich, das Herz eines Menschen ist wie ein tiefer Brunnen. Niemand weiss, was auf seinem Grund ist. Man kann es sich nur anhand der Dinge vorstellen, die bisweilen an der Oberfläche treiben. "
Haruki Murakami, Blinde Weide, schlafende Frau











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